Love, Peace und Toleranz
Ein guter Freund von mir ist Türke. Der Türke spricht fliessend serbisch. Er kann so gut serbisch, weil er eine Faszination für die serbische Kultur hat. Am zweiten Geburtstag meines Sohnes hat besagter Türke inmitten Serben serbischen Volkstanz getanzt. Während ich den Menschen links und rechts von mir auf den Füssen rumgetrampt bin, hat der türkische Freund den Tanz angeführt. Wir alle haben ihn angefeuert. Und uns gefreut, dass quasi einer, der offiziell nicht aus unseren Reihen stammt, so gut spricht, singt und tanzt. An diese Situation muss ich denken, als neulich ein Aufschrei durchs Land ging. Nachdem die Reggae-Band Lauwarm in der Berner Brasserie Lorraine auftrat, mussten die Musiker das Konzert abbrechen. Die fünf Männer, die afrikanische Kleider und Rastas trugen, begeisterten nicht alle Reihen. Einige Gäste beschwerten sich darüber, dass die Band «kulturelle Aneignung» betreibt. Mit Folgen: Die Betreiber brachen das Konzert ab! Eine Aktion, die mich ratlos macht. Als Teenager trug ich selber eine Weile lang Rastazöpfe, kiffte und hörte Bob Marley. Ist das nicht okay? Weil ich weiss bin? Wirklich? Und darf dann die von Schweizern adoptierte Sarah-Jane keinen Schlager mehr machen, weil der Schlager seinen Ursprung in Österreich und Sarah-Jane ihre Wurzeln in Indien hat und dunkelhäutig ist? Und was ist mit Dodo (auf dem zweiten Bild), dem wohl berühmtesten weissen Musiker, der Reggae lebt? Zur Debatte, für die auch der «Hippiebus»-Musiker kein Verständnis hat, sagt er unter anderem: «Musik hat die wunderbare Kraft, Menschen zusammenzubringen. Über alle Kulturen, Weltanschauungen und Glaubensbekenntnisse hinweg.» Ich könnte es nicht schöner sagen! Und nun rufe ich den türkischen Freund an. Er soll mir den serbischen Tanz so beibringen, dass ich niemandem mehr auf den Füssen rumtrampe.
Text: Maja Zivadinovic Bilder: MZ / Facebook