«Fenster zum Sonntag»: Aus Wangen hinaus in die Schweiz
Zu Besuch im Fernsehstudio der ALPHAVISION
Seit nun mehr als einem Vierteljahrhundert wird in Wangen bei Olten die Sendung «Fenster zum Sonntag» aufgezeichnet. In der Anfangsphase durchaus noch kritisch beäugt, lockt das Format heute Wochenende für Wochenende zehntausende Zuschauer vor den Bildschirm. Die NOZ durfte das Studio während eines Produktionstages besichtigen und einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Wangen bei Olten Menschen aus nahezu der ganzen Schweiz schalten Wochenende für Wochenende ein, wenn «Fenster zum Sonntag» läuft. Dass die auf SRF 1, SRF zwei und SRF info ausgestrahlte Sendung jedoch nicht in den SRF-Studios in Zürich, sondern in der ALPHAVISION AG in Wangen bei Olten aufgezeichnet wird, dürfte längst noch nicht allen bekannt sein.
Was ist das «Fenster zum Sonntag»?
Bei der Sendereihe «Fenster zum Sonntag» handelt es sich zum einen um ein Magazin der ALPHAVISION mit mehreren Porträts sowie andererseits um eine Talkshow. Letztere wird vom christlichen Medienunternehmen ERF Medien verantwortet; die zwei Formate wechseln sich im Wochentakt ab. Beiden gemein ist die Behandlung und Präsentation von Geschichten aus den Bereichen Gesellschaft, Religion und Kirche. Schicksalsschläge wie unheilbare Krankheiten oder Unfälle finden folglich ebenso Platz wie Fragen zu Religionsfreiheit oder dem Nutzen von Beten. «Wir nehmen einerseits Themen auf, die gerade aktuell sind, andererseits beeinflusst beispielsweise auch die Jahreszeit die Wahl der Themen», berichtet Michael Bischoff, Chefredaktor und Mitglied der Geschäftsleitung von Alphavision. So fällt etwa im Sommer eher die Wahl auf ein leichteres Thema, während im Winter anspruchsvollere Beiträge den Weg in die Sendung finden. «Zudem legen wir Wert darauf, dass die Altersklassen durchmischt sowie das Verhältnis der Geschlechter ausgewogen bleibt.» Des Weiteren gilt es im Auge zu behalten, dass sich die Inhalte sowie die Art der Themen nicht zu sehr wiederholen. Nach mehreren leichten Beiträgen ist es also wieder an der Zeit für ein verhältnismässig anspruchsvolleres Thema. Zahlen zeigen: Die Sendung stösst auf grosse Resonanz. 2020 schalteten durchschnittlich 60 800 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Wochenende ein, was einer um rund fünf Prozent höheren Sehbeteiligung als noch im Vorjahr entspricht; 2019 waren es im Schnitt 58 000. Es liegt nahe, dass die Coronakrise einen tragenden Einfluss darauf hat: Der vorherrschende Ausnahmezustand hat zur Folge, dass das Bedürfnis nach Sinn und Hoffnung zunimmt, also genau dem, was die Sendung bietet. «Fenster zum Sonntag» ist auch auf verschiedenen Plattformen und Kanälen im Internet präsent: Play SRF, sonntag.ch, YouTube, Facebook und Instagram. Auf sämtlichen Plattformen konnte «Fenster zum Sonntag» 2020 gegenüber dem Vorjahr ebenfalls zulegen.
International unterwegs
Längst beschränken sich die redaktionellen Beiträge aber nicht mehr ausschliesslich auf Storys hierzulande. So ist das Team beispielsweise auch in Indonesien oder Südamerika unterwegs, um spannende Geschichten abzubilden. Die Planung der Beiträge in der Sendung erstreckt sich jeweils über mehrere Wochen bis Monate im Voraus; zum Zeitpunkt des Besuchs der NOZ im Studio Ende April läuft beispielsweise bereits die Planung der Sendungen von Juli bis Ende September auf Hochtouren. «Die Moderation im Studio von Aline Baumann wird hingegen kurzfristig aufgezeichnet», wie Michael Bischoff verrät. «Eine am Mittwoch aufgenommene Moderation wird also bereits in jener Sendung am Wochenende derselben Woche verwendet.» Jeweils am Donnerstag ist die Sendung dann fertiggestellt und wird via Internettransfer zum SRF geschickt: Ein Prozess, der heute um einiges anders abläuft als früher, als noch Disks per Post oder Kurier versendet werden mussten.
Sitz in Wangen bei Olten
Dass das Fernsehstudio heute ausgerechnet in Wangen steht, hat einen pragmatischen Grund: «Die Verantwortlichen haben sich damals an verschiedenen Orten in der Schweiz nach einem passenden Ort umgesehen; letztlich wurde man in Wangen fündig», so Peter Stolz, Leiter Kommunikation und ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung. 1990 kam es dann zum Umbau der damaligen Schreinerei in das erste Studio der ALPHAVISION AG. Doch bevor die Sendung überhaupt ausgestrahlt werden konnte, galt es noch eine weitere Herausforderung zu bewältigen: «Die Mediendienste der reformierten sowie der katholischen Landeskirche befürchteten, es käme zu einem Sektenfernsehen im Stil der amerikanischen Vorbilder und erhoben Einspruch gegen die Konzessionserteilung», hält Peter Stolz fest. In der Folge beauftragte das Bundesamt für Kommunikation eine Expertenkommission zur Prüfung der Sendung. «Wir erhielten für ein Jahr eine Pilotkonzession. In der Zeit nach der Erstausstrahlung im Herbst 1995 hat diese Expertenkommission im Zuge dessen die Sendungen begleitet, den Inhalt kontrolliert, Feedback gegeben und letztlich einen Abschlussbericht verfasst», blickt Peter Stolz zurück. Das Fazit dieses Berichts: Die Sendereihe sei hinsichtlich Sektenfernsehen unbedenklich; stelle also keine Gefahr dar. Aktuell hat die ALPHAVISION mit SRG einen Dreijahresvertrag abgeschlossen, der Ende 2021 ausläuft. Im Sommer oder Herbst werden folglich die Verhandlungen bezüglich eines neuen Vertrags beginnen.
Text Lars Gabriel Meier