Blickwinkel
Ein Plädoyer für die Wissenschaft
Seit Wochen wehrt sich in den USA ein ehemaliger Präsident mit allen Mitteln gegen seine Abwahl. Das Verhalten reiht sich ein in eine lange Reihe des Ignorierens von an sich klaren Sachverhalten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Corona sei eine leichte Grippe und der Klimawandel eine Phantasie der Marxist*innen. Wissenschaft mit ihren Methoden, mit ihren Regeln des Diskurses und der Option, Theorien immer wieder neu zu hinterfragen, ist eine wesentliche Errungenschaft einer hoch entwickelten Kultur. Die Wissenschaft macht Fehler und produziert auch Irrtümer. Aber die wissenschaftlichen Modelle erklären unsere Welt viel besser als alle anderen Versuche, die Welt zu erklären. Man glaubt der Wissenschaft gern, wenn ihre Erkenntnisse helfen, das Leben zu erleichtern und es bequemer zu machen. Ohne die Theorien der Physik gäbe es weder Solaranlagen noch Handys. Es ist zwar Ausdruck einer freien Gesellschaft, aber nicht redlich und einer entwickelten Gesellschaft nicht würdig, wenn man wissenschaftliche Resultate als Selbstbedienungsladen versteht, aus dem man auswählen kann, was einem aus egoistischer Sicht passt. Covid-19 ist eine schwere Pandemie, deren Entwicklung in der Bevölkerung mit wissenschaftlichen Methoden eigentlich recht gut vorausgesagt werden kann. Und, noch viel wichtiger, der Klimawandel ist eine äusserst bedrohliche Entwicklung, deren Einschätzung auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen basiert, auch wenn natürlich noch nicht alle Details für jeden einzelnen Ort vorhergesagt werden können. Wenn wir jetzt rasch reagieren, können wir unseren Planeten lebenswert halten, ohne dass wir auf Spass und Lebensfreude verzichten müssen! Der Moment ist gut. Joe Biden in den USA, die EU und Boris Johnson glauben an die Wissenschaft. Lassen wir Ignoranten und Verschwörungstheoretikern auch in Olten keine Chance. Packen wir es wissenschaftlich an, Olten als Vorzeigestadt!
Ruedi Moor, Physiker + Co-Präsident SP Olten