Unsere Fragen an die Gemeindepräsidentin von Wangen bei Olten, Daria Hof
«Der Job als Gemeindepräsidentin hat mir in den letzten 5 Jahren viele Lektionen erteilt»
Fragen an die Gemeindepräsidentin von Wangen bei Olten, Daria Hof
Welche Herausforderungen hatte Wangen bei Olten 2022 zu bewältigen? Welche Ereignisse bleiben in besonders guter Erinnerung? Welche Projekte stehen im kommenden Jahr auf der Gemeinde-Agenda? Gemeindepräsidentin Daria Hof gibt Auskunft.
Nach zwei Jahren ohne viele Veranstaltungen aufgrund bekannter Umstände war 2022 in Wangen wieder einiges los. Auf welche Anlässe blicken Sie mit besonders schönen Erinnerungen zurück?
Nach einem sehr erfolgreichen Abschluss des Jahres 2021 mit dem neu organisierten outdoor Weihnachtsmarkt beim Schulhaus Kleinwangen, konnten wir im Frühling 2022 eine Musikmatinee mit Musik der Höchstklasse anbieten. Die reformierte Kirche organisierte erneut die Corona Passion, bei welcher die Ostergeschichte szenisch umgesetzt wurde. Ein sehr aufwendiges, jedoch faszinierendes Projekt. Im Mai konnte sich die Wangner Bevölkerung bei Schweiz bewegt messen und es wurden einige Bewegungsminuten gesammelt. In diesem Rahmen bot der Gemeinderat ein Walk and Talk, eine Walkingrunde mit persönlichem Tatsch, an.
In guter Erinnerung bleiben auch Anlässe wie die Seniorinnen- und Seniorenfahrt, die Bundesfeier und das Jubiläumsfest der Regionalfeuerwehr Untergäu. Auch die vielen Vereinsanlässe wie das Mattenfest, das Zunfthüslifest oder die Lottomatches und schliesslich das Jubiläumsfest des Turnvereins konnten die Wangnerinnen und Wangner begeistern und wurden rege besucht. Den Abschluss des Jahres machte wiederum der gut frequentierte Adventsmarkt im Kleinwangen.
An dieser Stelle danke ich allen Vereinen und den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Kultur für ihren unermüdlichen Einsatz bei allen Anlässen zum Wohle der Gemeinschaft.
Ein spezieller Anlass wurde zudem in Traben Trarbach durchgeführt, in unserer Partnergemeinde an der Mosel. Dort durften wir eine Partnerschaftsstele einweihen. Auf einer wunderschönen Schieferplatte sind die Wappen der Gemeinden Traben Trarbach und Wangen bei Olten sowie ein Spruch für eine freundschaftliche Partnerschaft aufgezeichnet.
Auch Wangen bringt Schutzsuchende aus der Ukraine im Dorf unter. Wie hat sich die Situation im Dorf seit dem Frühling verändert? Welche Erfahrungen haben Sie mit den in Wangen wohnhaften Ukrainerinnen und Ukrainern gemacht?
Die Situation in Wangen bei Olten ist sehr ruhig. Die Familien, welche in Gastfamilien untergekommen sind, haben sich gut integriert und sind bestens betreut. Familien, welche uns von der Sozialregion zugewiesen wurden, sind ebenfalls gut angekommen und erhalten die nötige Betreuung. In den Schulen sind die Kinder integriert und lernen schnell und erfolgreich die deutsche Sprache. Familien, welche ich kennenlernen durfte, zeigten eine grosse Dankbarkeit. Kleine Geschenke, wie zum Beispiel Kleider oder Spielzeug für die Kinder, haben sie mit Freude angenommen und ich wurde sogar zu einem Mittagessen in einer der Familien eingeladen. Das war für alle ein spezieller Moment, welcher grosse positive Wirkung zeigte.
In welchen Bereichen waren Sie als Gemeindepräsidentin in diesem Jahr besonders gefordert?
Drei Themen haben den Gemeinderat und damit auch mich persönlich stark gefordert. Einerseits die Ortsplanungsrevision, welche wir auf Ende Jahr nach dreijähriger Arbeit abschliessen konnten und im Januar dem Kanton zur Überprüfung einreichen können. Ein abwechslungsreiches, spannendes, lehrreiches und sehr umfangreiches Schaffen der Arbeitsgruppe OPR. Weiter durfte ich in der Fach- und Sachjury zum Projektwettbewerb neues Schulhaus Hinterbüel mitwirken. Aus den 45 eingereichten Architekturprojekten haben wir in intensiver zweitägiger Arbeit fünf Planungen prämieren können, wovon das Siegerprojekt von den Architekten Guerra Claus und Garin aus Basel nun umgesetzt werden soll – sofern der Souverän die Zustimmung dazu geben wird. Der Erweiterungsbau fügt sich optisch an das bestehende Gebäude an, sodass die Harmonie der bereits bestehenden Architektur nicht nur erhalten, sondern fortgesetzt wird. Für mich persönlich ist es ein Konzept, welches nicht nur Höchstklasse aufweist, sondern auch Eleganz und Beständigkeit. In diesem Zusammenhang forderten uns aber auch die Finanzen. Die Investitionen in den kommenden Jahren belaufen sich auf einige Millionen Franken. Nur schon der geplante Neu- oder Erweiterungsbau der Schulanlage Hinterbüel wird uns knapp 10 Millionen Franken kosten. Dazu kommen noch Sanierungsarbeiten von Schulanlagen, Brücken, Strassen und schliesslich der energetische Umbruch in nachhaltige Lösungen: Ersatz von fossil betriebenen Heizungen und Errichten von Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Liegenschaften. Die Investitionen sind aufgrund der Tatsache, dass nicht nur werterhaltende Ausgaben getroffen werden, sondern auch werterneuernde, entsprechend hoch.
Was steht nächstes Jahr auf der Agenda von Wangen?
Das Jahr 2023 wird im Zusammenhang mit zwei Urnenabstimmungen spannend bleiben. Die erste Abstimmung im Frühling behandelt die Sanierungsabsichten im Schulhaus Hinterbüel II, welche mit etwas mehr als 3 Millionen ausfallen werden. Die zweite Abstimmung im Sommer wird zeigen, ob das Wangner Stimmvolk den Schülerinnen und Schülern ein neues Schulhaus – den Neu- und Erweiterungsbau im Hinterbüel – genehmigen wird. Selbstverständlich wünsche ich mir positive Ergebnisse, denn damit wären wir für die Zukunft wirklich gut aufgestellt und können den Kindern der nächsten Generationen eine gute Schulinfrastruktur bieten.
Wie würden Sie im Allgemeinen die Zusammenarbeit mit dem «grossen Nachbarn» Olten bewerten?
Da ich im Vorstand des OGG – Regionalverein Olten-Gösgen-Gäu – bin, bin ich regelmässig im Austausch mit anderen Gemeindepräsidien, ebenso mit dem Stadtpräsidium Olten. Die Zusammenarbeit läuft immer wohlwollend und mit gegenseitigem Respekt. Dies schätze ich sehr. Leider ist der Austausch eher minim, jedoch sind beide Seiten bestrebt, im Jahr 2023 den Kontakt zu intensivieren.
Was schätzen Sie an Ihrem Job als Gemeindepräsidentin am meisten?
Der Job als Gemeindepräsidentin hat mir in den letzten fünf Jahren viele Lektionen erteilt. Es ist nicht nur eine abwechslungsreiche Tätigkeit, sondern oft auch eine herausfordernde. Was ich daran jedoch besonders schätze, sind die Menschen, mit welchen ich regelmässig zusammenarbeite und von welchen ich sehr viel lernen und profitieren kann. Weiter lerne ich viele interessante Persönlichkeiten kennen und darf den Austausch mit ihnen geniessen. So konnte ich im Jahr 2022 an einer Delegiertenversammlung der Veteranen Vereinigung FC Solothurn ein Grusswort überbringen, war Gast am Special-Gues-Abend bei den Kabaretttagen und durfte am Fest 200 Jahre Musikverein Fulenbach teilnehmen. Zudem wurde ich zu einigen Jubiläumsfeiern eingeladen, konnte an der Berufsinformationsmesse in Olten mitwirken und mich aktiv in die Regionalplanung All-Gäu einbringen. Der Job als Gemeindepräsidentin öffnet einem eine Menge an Türchen, welche vielseitiger und interessanter nicht sein könnten. Dies lässt einen schliesslich auch die Herausforderungen leichter tragen.
Sie haben das letzte Wort.
Die letzten Jahre waren immer wieder geprägt von Krisen: Die Corona-Krise, die Ukraine-Krise und nun noch die Energie-Krise. Ich habe einst zu einem Kollegen gesagt: «Wir wurden zur dümmsten Zeit Gemeindepräsidenten!». Heute schmunzle ich selbst über diese Aussage, denn diese «dummen» Zeiten haben uns nicht nur einiges an Sorgen und Arbeit beschert, sondern auch sehr viele tolle Momente geschenkt. Die Menschen sind kreativ zusammengekommen, haben Gemeinschaft, Unterstützung und Hilfe gelebt und Dankbarkeit ernten können. Ein jeder hat sich Zeit genommen für die kleinen Dinge, hat etwas Neues ausprobiert, viele haben den Augenblick, welcher vor den Krisen zur Selbstverständlichkeit geworden ist, wieder intensiver genossen, man ist neue Wege gegangen zu arbeiten, Menschen zu treffen, und hat damit die Welt neu entdeckt.
Sicher bereiten einem die Krisen immer noch grosse Sorgen. Zudem lässt einen die politische Entwicklung in einigen Regionen der Welt in Unruhe und Anspannung. Entsprechend bin ich glücklich, in der Schweiz, in Wangen bei Olten und damit in einer guten Gemeinschaft leben zu können. Ich bedanke mich bei allen, welche zum guten Gelingen in Wangen bei Olten im Jahre 2022 ihren Beitrag geleistet haben.
Interview: David Annaheim