Der Örgelibauer
Die Schwyzerörgeli aus Schmidigen
Der Schmidiger Ueli Egli ist begeisterter Schreiner und ein grosser Fan von CNC-Maschinen und deren Programmierung. Diese Leidenschaften bündelte er im Sommer 2016, als er seine eigene Schwyzerörgeli-Werkstatt gründete.
Schmidigen-Mühleweg Beim Besuch des zu Walterswil gehörenden Dorfes Schmidigen-Mühleweg vermutet man dort nicht unbedingt eine Instrumentenwerkstatt. Doch genau eine solche richtete sich der gelernte Schreiner und Landwirt Ueli Egli 2016 bei sich zuhause im «Mösli» ein, als er die Einzelfirma «Egli Örgeli» gründete. Der Name ist Programm. «Unter meinen Händen entsteht das Instrument von der Zeichnung bis hin zum fertigen Örgeli.» Doch wer an das frühere «herauslaubsägelen» der einzelnen Teile von Hand denkt, liegt falsch. Ueli Egli programmiert nach einer exakten Zeichnung am Computer in eine Software die Bestandteile des Örgelis ein, welche dann von der CNC-Fräse millimetergenau aus dem gewählten Holz herausgeschnitten werden. Das betrifft sowohl Teile des Resonanzkastens als auch die Tasten, welche «Knöpfe» genannt werden. Alles lässt sich dann jedoch nicht per Maschine machen. «Ich furniere vor der Verarbeitung die Bretter zusammen, biege Teile mit der Vakuumpresse, bearbeite das Holz und füge schliesslich die einzelnen Teile zusammen.» Auch wenn ein Schwyzerörgeli nach gewissen Regeln gebaut wird, gab es für Ueli Egli viel herumzutüfteln. «Beispielsweise wie ich am klügsten die Knöpfe mit der Fräse herstellen, oder auch wie ich die Mechanik und das Innenleben des Instruments in positiver Hinsicht für den Klang beeinflussen kann.» Doch wie steht es eigentlich um die musikalischen Fähigkeiten des Örgelibauers? «Ich weiss, wie ein gutes Örgeli klingen muss, aber ich muss ganz ehrlich zugeben, ich spiele selbst nicht, das überlasse ich den Profis», sagt er augenzwinkernd.
100 Stunden Arbeit
Ueli Egli unternahm den Schritt zur eigenen Schwyzerörgeli-Firma nicht leichtfertig. «Ich bin gelernter Schreiner. Mich faszinierte bereits früh die CNC-Technik. Damals war diese aber noch sehr selten bei einem einfachen Schreiner anzutreffen. Ich hatte später die Gelegenheit, eine Stelle bei einer grossen Möbelfabrik anzutreten und dort CNC kennenzulernen. Daraufhin wechselte ich wieder die Stelle und lernte während rund 23 Jahren bei einem Emmentaler Örgelihersteller die Instrumente zu bauen. Bereits in dieser Zeit fertigte ich Zeichnungen für diese Örgeli an», erzählt er. Dank seiner Erfahrung kann er nun Örgeli auf Bestellung herstellen und das mit individuellen Einlagen, Stimmqualitäten und Beschlägen. «Rund 100 Stunden brauche ich, um ein Örgeli zu bauen. Bis jetzt habe ich 18 Örgeli gebaut.» Für den Bau nutzt der Schmidiger nur europäisches Holz, von Ahorn über Kirsche, Ulme bis hin zu Nussbaum ist alles vertreten. «Im Inneren des Örgelis verbaue ich Pappel- Ahorn- und Birken-Sperrholz.» Ueli Egli benutzt für die Mechanik Lager aus Bronze, da diese besonders robust und langlebig sind.
Kunden aus der ganzen Schweiz
Ueli Egli ist ein Perfektionist, wenn es um seine Instrumente geht. «Es muss alles passen, die Mechanik muss einwandfrei, luftdicht und die Verarbeitung sauber sein.» Diese Qualität kostet auch etwas, das günstigste Modell ohne aufwändige Verzierungen ist ab 5400 Franken erhältlich. «Ich erhielt aber viele positive Rückmeldungen, beispielsweise, dass es an meinen Instrumenten keinerlei scharfe Kanten gibt, welche beim Spielen stören oder wie einfach sich die Knöpfe bedienen lassen.» Dass seine Kundschaft aus der ganzen Schweiz stammt, zeigt auch, dass die Oberaargauer Schwyzerörgeli beliebt sind.
Von Jessica Meier