«In einem Exekutivamt kann man viel bewegen»
Lostorfs Gemeindepräsident Thomas A. Müller spricht über die prägenden Ereignisse im vergangenen Jahr, welche Projekte 2021 anstehen und sorgt für einen Funken Hoffnung bezüglich Bad Lostorf.
Thomas Müller, wie sieht Ihr Rückblick als Lostorfer Gemeindepräsident auf das Jahr 2020 aus?
Das Jahr 2020 wurde sehr stark von der Corona-Pandemie geprägt. Vieles war neu: Schulschliessungen, Fernunterricht, Maskenpflicht, Einschränkungen für Restaurants und das Gewerbe etc.
Erstmals wurde sogar eine Gemeinderatssitzung online durchgeführt. Praktisch sämtliche Anlässe seit März 2020 mussten abgesagt werden. Wichtig war es für die Gemeinde, dass der Service Public trotz allem aufrechterhalten blieb. Die Gemeindeverwaltung war bei allen Unannehmlichkeiten immer erreichbar und versuchte die Bevölkerung zu unterstützen, was auch sehr geschätzt wurde. Nichts desto trotz hat sich der Gemeinderat in 18 Sitzungen bemüht, die laufenden Projekte voranzutreiben. Verschiedene Reglemente wurden überarbeitet, diverse Entscheide gefällt und letztlich hat der Souverän trotz angespannter Finanzlage das Budget 2021 mit grossem Mehr genehmigt. In personeller Hinsicht wurden mit der neuen Finanzverwalterin und dem neuen Leiter Werkhof zwei Schlüsselpersonen in der Verwaltung ersetzt. Hier sind wir sehr zufrieden. Insgesamt fällt das Fazit trotz allem Ungemach positiv aus.
Welches Ereignis bleibt Ihnen von 2020 in bester Erinnerung?
Der politische Höhepunkt war sicherlich, dass das Volk den 5.77 Millionen-Kredit für die Renovation des Schulhauses und dessen Umgebung mit grossem Mehr (74.23 %) angenommen hat. Es zeigte sich, dass Grossprojekte durchaus realisierbar sind, wenn auf unnötigen Luxus verzichtet wird und es gelingt, die Bevölkerung transparent von der Notwendigkeit der Investition zu überzeugen. Positiv in Erinnerung bleiben wird mir auch die Jungbürgerfeier, an der ich rund 20 Jugendliche (unter anderem auch meine beiden Zwillinge) als neue politisch mündige Bürger in Lostorf willkommen heissen durfte und in einer politischen Diskussion über die Zukunft unseres Dorfes debattiert wurde.
Was ist der Stand der Dinge bezüglich des Projekts «Hauptstrasse Nord»? Konnte mit den Einsprechern eine Lösung gefunden werden?
Wir sind hier auf gutem Weg. Die meisten Einsprache- und Landverhandlungen wurden durchgeführt. Bisher konnte stets eine Einigung erzielt werden. Die letzten Verhandlungen finden in den nächsten Tagen statt. Die Arbeiten werden nun ausgeschrieben. Wir gehen im Moment davon aus, dass mit den Arbeiten im 2. Quartal dieses Jahres begonnen werden kann. Wichtig ist, dass die Hauptstrasse immer zumindest einspurig befahrbar sein wird. Wir hoffen somit, dass es nicht zu einem spürbaren Zusatzverkehr durch die Quartiere kommen wird.
Welche weiteren Projekte stehen in diesem Jahr an?
Nebst der bereits erwähnten Hauptstrasse Nord möchten wir diesen Sommer auch mit dem vom Volk beschlossenen Schulhausumbau beginnen. Auch dieses Grossprojekt wird uns sicherlich über ein Jahr begleiten. Weitere grössere Projekte sind der Ersatz des Kindergartens Kirchmatt, der möglicherweise im alten Postgebäude zustande kommen wird, der Neubau des Asylpavillons, die Sanierung der Mahrenstrasse und das neue Werkgebäude. Selbstverständlich können all diese Projekte nicht in einem Jahr abgeschlossen werden.
Sie kandidieren für den Regierungsrat. Haben Sie genug von der Kommunalpolitik?
Nein, keineswegs. Ich kandidiere ja auch wieder als Gemeinderat und Gemeindepräsident, falls ich die Wahl in den Regierungsrat nicht schaffen sollte. Als Gemeindepräsident weiss ich, dass man in einem Exekutivamt viel bewegen kann. Es reizt mich daher sehr, dieses Amt auch auf kantonaler Stufe anzustreben.
Bonusfrage: Im Januar haben Sie in der Lostorfer Facebook-Gruppe ein Video von Snowboardfahrern unterhalb des Schloss Wartenfels geteilt mit der Überschrift: «Snowboarden in Lostorf. Wer will da schon in die Skiferien.» Ist es Zeit für ein Tourismus-Rebranding vom Thermalkurort zum Skigebiet?
Nein, ein Rebranding kann kein Thema sein. «Schuster bleib bei deinen Leisten» gilt auch hier. Aber selbstverständlich würden wir nur allzu gerne das Bad wiedereröffnen. Ein Projekt wird im Moment geprüft.