«Inklusion betrifft alle Lebensbereiche»
Die Oltner Stiftung Arkadis wird 50 Jahre alt – ein Besuch vor Ort
In diesem Jahr kann die Oltner Stiftung Arkadis ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Hildegard Rapprich, Bereichsleiterin Therapie und Beratung sowie Mitglied der Geschäftsleitung, stellt das Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum vor.
Olten 1972 entstanden aus der 1963 gegründeten Vereinigung zur Förderung geistig Invalider und Cerebralgelähmter zwei Organisationen: Einerseits die Elternvereinigung zur Förderung geistig Behinderter und Cerebralgelähmter – heute bekannt unter dem Namen insieme –, andererseits die Stiftung zugunsten geistig Behinderter und Cerebralgelähmter. «1997 wechselte der Name in ‹Stiftung Arkadis›, was einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Stiftung darstellt», merkt Hildegard Rapprich an. Der Name, welcher auf das lateinische Wort «arcus» für Bogen zurückgeht, verbildlicht, was die Stiftung ausmacht: Sie spannt einen Bogen zwischen verschiedenen Disziplinen, welche in den ebenso diversen Unterstützungsangeboten zum Tragen kommen. Logopädie im Frühbereich und heilpädagogische Früherziehung sind dabei ebenso vertreten wie beispielsweise Psychomotorik-, Physio- und Ergotherapie. Des Weiteren bietet die Stiftung Arkadis, welche nebst Olten übrigens noch eine Zweigstelle in Breitenbach betreibt, rund 100 Wohnplätze an: Während in der Schärenmatte erwachsene Menschen mit schwerer kognitiver oder mehrfacher Beeinträchtigung untergebracht werden, sind die Wohngruppen im Bereich Sonnenblick auf Menschen mit einer kognitiven oder psychischen Beeinträchtigung ausgerichtet. Mit dem Arcafé betreibt die Stiftung überdies ein Werkstattangebot mit sechs Plätzen, in welchem Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam ein Lokal führen, wo Hand in Hand alle betrieblichen Aufgaben erfüllt werden. Die nahezu 1700 Klientinnen und Klienten, welche von der Stiftung Arkadis jährlich von den rund 270 Mitarbeitenden begleitet, betreut und gefördert werden, decken dabei verschiedene Altersklassen ab. «Von jung bis betagt ist praktisch alles vertreten», so Hildegard Rapprich.
Das Individuum im Zentrum
Ob jung oder betagt, ob mit oder ohne Behinderung – rasch wird im Gespräch mit Hildegard Rapprich klar: In jedem einzelnen Fall steht das Individuum im Zentrum. «Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Klientel, wobei uns auch der Fokus auf die Interdisziplinarität zugutekommt.» Was braucht dieses Kind? Wie kann ihm am besten geholfen werden? Inwiefern könnte es beispielsweise sinnvoll sein, Physio- mit Ergotherapie zu kombinieren? Diesen und ähnlichen Fragen geht das Team von Hildegard Rapprich in der Praxis nach. «Die jeweils optimale Förderung liegt uns am Herzen und spricht für unsere professionelle individualisierte Zusammenarbeit», bringt es die Bereichsleiterin Therapie und Beratung auf den Punkt. Die regionale Verankerung und die Vernetzung mit verschiedenen Institutionen seien weitere Punkte, welche die Stiftung Arkadis ausmachen, sagt Hildegard Rapprich: «Wir stehen mit unterschiedlichen Fachverbänden ebenso im Austausch wie mit der Stadt Olten, namentlich der Fachstelle Integration.»
Inklusion fängt bei der Haltung an
2014 hat die Schweiz die UNO-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet. Die Vertragsstaaten verpflichten sich somit zu einer inklusiven Gesellschaft. «Dieser Schritt prägt unsere Arbeit bis heute massgeblich», erklärt Hildegard Rapprich. Es sei ein Anker damit gesetzt worden und es gelte nun, diesen gesellschaftlichen Auftrag wahrzunehmen. Damit Inklusion – also der Zustand, in dem Vielfalt die Normalität darstellt und beispielsweise nicht mehr zwischen Behinderten und Nichtbehinderten unterschieden wird – möglich ist, brauche es laut Hildegard Rapprich bestimmte Voraussetzungen: Es müsse eine Offenheit herrschen, des Weiteren müssen die geforderten Ressourcen vorhanden sein. «Inklusion betrifft alle Lebensbereiche – und sie fängt bei jedem Einzelnen an», so Hildegard Rapprich, die weiterhin dafür plädiert, dass Inklusion erlebbar gemacht werden müsse. Es gebe noch Luft nach oben, doch man befände sich auf einem guten Weg, wie die Expertin festhält: «Manche Dinge brauchen eben Zeit, und Inklusion gehört definitiv dazu. Doch wenn wir alle eine offene Haltung an den Tag legen, ist dies bereits ein grosser Schritt in die entsprechende Richtung.»
Weiterführende Informationen: www.arkadis.ch
Lars Meier