Jäger und Landwirte vereinigen sich bei der Rehkitzrettung
Im Rahmen des landwirtschaftlichen Anlasses «Vernetzungsprojekt OGG» durfte der regionale Jagdverband, der «Hegering OGG», Landwirten eine Vorführung über die Rehkitzrettung mit einer Drohne geben. Diese Rettungsart soll einen aktiven Beitrag zur Verhinderung von Mähunfällen mit Rehkitzen im Kanton Solothurn leisten.
Region Die Rehgeiss setzt im Frühsommer ihre Kitze sehr gerne in das hohe Gras der Wiesen. In den ersten Wochen ist der Drückinstinkt der Rehkitze ausgeprägt, das Kitz presst sich bei Gefahr flach auf den Boden und bewegt sich nicht mehr. Rehkitze sind dank Tarnfarbe, Drückinstinkt und Geruchlosigkeit perfekt getarnt vor ihren natürlichen Feinden wie Fuchs, Luchs, Hund und Greifvogel.
Die herkömmlichen Methoden zur Rehkitzrettung (das Verblenden oder suchen mit Menschenketten usw.) sind nicht immer erfolgreich. Der Einsatz von Drohnen ist da als zusätzliche Massnahme sehr effizient, weil dank Wärmebildkamera, unbeweglich im Gras liegende Rehkitze gefunden und so vor dem Tod im Mähwerk gerettet werden können. Das verhindert Tierleid, sowohl auf Seiten der Wild- wie auch der Nutztiere. Letztere können wegen Tierkadavern im Futter eine Vergiftung durch Botulinumtoxin bekommen.
Jäger und Drohnenpilot Varerio Graf vom Revier Engelberg erklärte: «Vor allem die Vorbereitungsarbeiten sind nicht zu unterschätzen. Mit den Landwirten müssen vorgängig alle Felder definiert und dann ins System der Drohne eingetragen werden. Danach muss der ganze Ablaufprozess definiert werden, so dass am Tage X keine Zeit mehr verloren werden sollte.» Ist alles Top vorbereitet kann sehr Effizient vorgegangen werden. Man rechnet dann etwa 7 Minuten für ein normal grosses Feld, länger geht es dann natürlich wenn ein Kitz gefunden wird. In einem solchen Fall wird die Stelle markiert und das Kitz mit einer Holzharasse abgedeckt. Jetzt ist es natürlich wichtig, dass der Landwirt die Wiese umgehend mäht, so dass das Kitz rasch wieder befreit werden kann. Die Suche mit Drohne und Wärmebildkamera ist allerdings auf die frühen Morgenstunden beschränkt, wenn die Temperaturunterschiede zwischen Kitz und Umgebung möglichst gross sind.
«Die ganze Aktion ist zwar teuer und zeitintensiv, aber jedes gefundene Kitz entschädigt diesen Aufwand», erklärte Valerio Graf abschliessend. Für die Förderung der Rehkitzrettung mit der Drohne werden im Kanton Solothurn 30'000 Franken pro Jahr im Globalbudget Landwirtschaft aufgenommen. Das Geld wird auf Bezirke im Kanton aufgeteilt. Der Regionalverein OGG bekommt 6'914 Franken. Das ist auf den ersten Blick viel Geld, aber wenn man den Aufwand betrachtet eigentlich auch sehr wenig. Starten doch die Preise für eine Drohne mit Wärmebildkamera ab etwa 6'500 Franken. Zudem gibt es Reisekosten und es müssen immer zwei Personen bei einem Flug beteiligt sein.
Am Schluss der Veranstaltung wurde dann ein Team mit Landwirten und Jägern gebildet, welches ein Konzept zur Rehkitzrettung mit Drohnen ausarbeiten wird, das dann noch vom Kanton bewilligt werden muss. Danach können die Gelder an die Rehkitzretter gesprochen werden.
Roland Büttiker