Blickwinkel
Kunstmuseum – JETZT abstimmen
Das kulturelle und politische Olten diskutiert, wie es mit dem Kunstmuseum weitergehen soll. Nachdenken über neue Wege ist allerdings in der Kulturpolitik nicht erwünscht. Und wer es gleichwohl tut, wird rasch als Kulturbanause abqualifiziert.
Ein neues Museum könnte in einem anderen Stadtteil frische Impulse geben. Zahlreiche Städte zeigen, dass dies funktioniert. Das haben Freisinnige und andere in den letzten Jahren immer wieder gesagt: Ja zum Kunstmuseum – aber mit bester Wirkung für Stadtentwicklung. Doch Interessenvertreter wollten andere Standorte und Konzepte gar nicht prüfen. Dafür soll in der Innenstadt sogar noch ein Depot erstellt und das erfolgreiche Haus der Fotografie verdrängt werden.
Jetzt will der Stadtrat weitere Millionen für die Planung an der Kirchgasse ausgeben. Das Volk soll erst später entscheiden, ob es überhaupt ein Kunstmuseum in der vorgeschlagenen Form will. Oder ob es bessere Varianten bevorzugt. Heute liegen die Informationen vor, damit das Volk JETZT über die grundsätzlichen Fragen entscheiden kann:
Wollt ihr, dass an der Kirchgasse ein neues Kunstmuseum gebaut wird, das pro Jahr nur wenige Besucherinnen und Besucher zusätzlich in die Stadt lockt?
Wollt ihr, dass ein neues Kunstmuseum das überaus erfolgreiche Haus der Fotografie verdrängt und heimatlos macht?
Wollt ihr, dass die Stadt zusätzlich zum Museum für über neun Millionen Franken ein Wohn- und Geschäftshaus baut, bei dem die Steuerzahlenden mangels genügender Rendite die Wohnungen und Läden teilweise subventionieren müssen?
Solche Fragen muss diese Woche auch das Parlament beantworten, wenn es über den Projektierungskredit für das Kunstmuseum und das Wohn-/Geschäftshaus diskutiert. Wie immer das Resultat ist: Das Parlament muss seinen Entscheid durch eine Volksabstimmung im Herbst 2022 bestätigen lassen. Andernfalls werden nochmals Millionen ausgegeben, bevor das Volk endlich einmal seine Meinung sagen darf.
Urs Knapp, FDP Olten