Walter Schärer: «Es war ein sehr intensives Jahr»
Gretzenbachs Gemeindepräsident Walter Schärer im Jahresrückblicksinterview
«Die Gemeinde braucht einen Dorfladen», betont Gretzenbachs Gemeindepräsident Walter Schärer im Interview. Weshalb dies so von tragender Bedeutung sei, verrät er uns ebenso wie sein Fazit zum vergangenen Jahr und was er an der Gemeinde besonders schätzt.
Walter Schärer, Sie wurden mit 76 Prozent der gültigen Stimmen zum Gemeindepräsidenten gewählt – die Gretzenbacherinnen und Gretzenbacher scheinen also grosses Vertrauen in Sie gesetzt zu haben?
Das sieht ganz danach aus. Ich bin überzeugt, dass meine langjährige Tätigkeit für die Gemeinde zu diesem Resultat geführt hat. Viele Einwohner kennen mich persönlich und wissen, dass ich mein Bestes für die Gemeinde geben werde. Ganz wichtig ist sicher auch, dass ich die Geschäfte immer objektiv behandelt habe und keine Parteipolitik betrieben habe. Also Gretzenbach first!
Mitten in der Pandemie traten Sie das Amt des Gemeindepräsidenten an – brachte dies besondere weitere Herausforderungen mit sich?
Bereits vor meinem Amtsantritt war die Gemeinde hinsichtlich der Pandemie gefordert. Aktuell ist es nicht einfacher geworden. Die Einwohner sind teilweise sehr dünnhäutig. Die Schule wie auch die Gemeindeverwaltung spüren dies oft. Glücklicherweise haben wir motivierte Angestellte, welche die verschiedenen Anfragen häufig lösen oder wenigstens besänftigen können.
Wie werden Sie das Jahr 2021 in Erinnerung behalten? Was hat Gretzenbach 2021 besonders geprägt?
Es war ein sehr intensives Jahr. Zum einen hatten wir ein Wahljahr und zum anderen gab es auch Veränderung im Team der Gemeindeverwaltung. Im März haben der neue Bauverwalter und Finanzverwalter die Stelle angetreten. Die beiden haben sich schon sehr gut in ihre Aufgabengebiete und Team eingelebt. In der Verwaltung, Schule und Werkhof ist spürbar, dass jede Person ihr Bestes gibt und motiviert zugunsten der Gemeinde ihren Einsatz leistet.
Sie sind in Gretzenbach auch aufgewachsen – was schätzen Sie besonders an der Gemeinde?
Unser Dorf besteht nach wie vor zu 90% aus Einfamilienhäusern und weist nur eine geringe Anzahl Mehrfamilienhäuser auf. Das ergibt eine ganz besondere Struktur im Dorf. Ich schätze es auch sehr, dass man sich noch kennt und das Grüssen eine Selbstverständlichkeit ist. Gretzenbach ist überschaubar, ländlich, gemütlich und einfach schön.
Was unternimmt die Gemeinde, um den Zusammenhalt im Dorf zu fördern?
In der momentan tristen Situation ist es äusserst wichtig, allen Einwohnern die Möglichkeit von gemeinsamen Treffen zu bieten. Im September haben wir den Seniorennachmittag durchgeführt; das war ein voller Erfolg. Die Leute wollten einfach mal wieder miteinander reden und für einige Stunden die Alltagssorgen vergessen. Erst gerade wurde der Neujahrsapéro durchgeführt. Aufgrund der Vorgaben fand dieser erstmals im Freien statt, damit alle Einwohner, die das möchten, daran teilnehmen können.
Der Spar-Dorfladen musste Mitte Jahr schliessen; ein neues Dorfzentrum ist geplant – wie steht die Gemeinde zu diesem Neubau?
Dieser Neubau wird sehr begrüsst. Mit der neuen Ortsplanung wird angestrebt, ein Dorfzentrum zu gestalten. Die Gemeinde braucht einen Dorfladen; aktuell fehlt dieser sehr, nicht nur des Einkaufens wegen, sondern auch weil die zwischenmenschlichen Kontakte enorm zu kurz kommen.
Es ist bereits bekannt, dass Sie sich nur für eine Legislatur zur Verfügung stellen – wofür setzen Sie sich als Gemeindepräsident besonders ein?
Es gibt nur ein Thema – die Finanzen! Ich werde mich mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass unsere Gemeinde in vier Jahren möglichst wieder schwarze Zahlen schreibt. Ich bin mir bewusst, dass das einer «Mission Impossible» gleichkommt. Umso wichtiger ist es, sämtliche Energien zu bündeln, damit dieses Ziel erreich wird.
Welche weiteren Projekte stehen 2022 an?
Nach der Klausurtagung hat der Gemeinderat das weitere Vorgehen beschlossen. Wir werden gemeinsam versuchen, neue Einnahmequellen zu generieren und die Ausgaben noch besser zu optimieren. Bis im Frühling 2022 werden erste Ergebnisse vorliegen. Sie haben das letzte Wort. Die Pandemie hat einen Keil zwischen die Gemeinschaft getrieben. Wir müssen unbedingt darauf achten, dass der Graben nicht noch grösser wird. Ich appelliere an alle Einwohner: Sprecht mehr miteinander, lasst auch die Argumente des Gegenübers gelten und akzeptiert andere Meinungen. Das hat mit Respekt und Anstand zu tun. In diesem Sinne wünsche ich euch ein gesundes und erfülltes 2022.
Interview: Lars Gabriel Meier